Musikalisches Wahrzeichen feierte fulminantes Jubiläum
Der Langeooger Shantychor De Flinthörners hat am Samstag gemeinsam mit über 400 Gästen im Haus der Insel mit einem fulminanten Abend sein 40-jähriges Bestehen gefeiert. Hatten die Sänger um Chorleiterin „Puppa“ Elisabeth Peters nach dem Konzert am Montag zuvor noch gedacht, dass dies nicht zu toppen sei, gelang das dennoch spielend. Maßgeblich beteiligt war daran neben dem Chor auch das euphorische Publikum, dass immer wieder stehend applaudierte und die Gäste von Wangerooge, die Gruppe Schippratz hatte als Vorgruppe ihre Liebe zu echten Shanties deutlich gezeigt und war dafür gefeiert worden.
So gab es für die „Songs of the seven Seas“ die ersten stehenden Ovationen des Abends für die sieben Sänger der östlichsten der „Sieben zum Verlieben“. Gerrit Agena hatte bei der Vorstellung auf die vielen engen Freundschaften hingewiesen, die seit Bestehen des Festes Insulaner unner sück, das jährlich auf einer Insel gefeiert wird, entstanden sind. 2008 wurden die Schippratz aus Mitgliedern des Shantychores Wangerooge gegründet und haben sich mit A-capella-Gesang, manchmal auch mit Gitarrenbegleitung einen Namen gemacht.
Bevor es dann „Bühne frei“ für die Crew der Bark Hoffnung hieß, wandte sich deren Kapitän Raimund Buss ans Publikum und ließ die Geschichte des Chores vom Aufeinandertreffen von Langeoogern um Els Sanders mit „Puppa“ Peters in Esens bis zum heutigen Chor Revue passieren und betonte den besonderen Zusammenhalt.
Bürgermeister Onno Brüling, mit Fischerhemd unter de Anzugjacke, hob die Bedeutung des Chores als musikalisches Wahrzeichen der Insel und klingendes Stück Inselleben. Der Chor sei über die Jahrzehnte ebenso dynamisch und entwicklungsfreudig gewesen, wie die Insel selbst. Wer hätte zuletzt zum Beispiel gedacht, dass Shanty und Jazz mit Katja Agena so gut zusammenpassen. Er dankte Puppa, dass sie den Ton und den Kurs angebe und die Crew fest im Griff habe.Er hoffe auf eine klangvolle Zukunft, de Flinthörners würden Langeoog besonders machen.
Auch der Präsident des Fachverbandes der Shantychöre Hans Rodax hatte es sich nicht nehmen lassen, zum Jubiläum nach Langeoog zu kommen. Er sei mit dem Chor durch die langjährige Zusammenarbeit mit Puppa im Vorstand der International Shanty and Seasong Association ISSA und dem Fachverband schon lange eng verbunden. Er überreichte dem Chor und auch Puppa jeweils eine Ehrenurkunde des Fachverbandes für ihre Arbeit und der Chorleiterin eine weitere im Auftrag des deutschen Chorverbandes im Namen von Christian Wulf. Die Flinthörners würden einen wichtigen Beitrag leisten, Shanties lebendig zu halten, schloss Hans Rodax, aktuell setze er sich bei der UNESCO für eine Aufnahme der Shanties als immaterielles Kulturgut ein.
Dann gehörte die Bühne dem Chor, der schon ungeduldig auf seinen Auftritt wartete. Das dachte die Crew um Moderator Stephan Bohlen zumindest, doch nach dem Wellerman zum Auftakt übernahm der Langeoog-Chor de Likedeeler um Eva Funke noch einmal kurz die Regie und stimmte mit dem Publikum gemeinsam ein speziell auf die Jubilare getextetes Ständchen.
Danach gab es auf der Bühne kein Halten mehr, der Chor lebte sein Best-Of-Programm mit großer Leidenschaft aus. Als Ralf Preuß „Five o’clock in the morning“ sang, blickte er auf ein stimmungsvolles Meer aus Lichtern im Saal. Für das Jubiläumskonzert waren zudem mit „Wild Rover“ mit Klaus Kremer, „Finnegans Wake“ mit Gerrit Agena und „Cock Robin“ mit Peer Agena drei Stück aufgenommen worden, um den Gästen, die schon am Montag dabei waren, Abwechslung zu bieten.
Dafür sorgte auch Moderator Stephan Bohlen, der für Publikum und Chor unerwartet aus der „Story of Mary“ eine „Story of Puppa“ machte. Spontan hatte er das Lied umgetextet und der Chor zeigte sich beim Refrain auf Anhieb flexibel. Für die Chorleiterin hatte es kurz zuvor die zweiten „Standing Ovations“ des Abends gegeben.
Einen von vielen Höhepunkten gab es kurz vor Ende des Konzertes, als Stephan Bohlen ein besinnliches Stück ankündigte und dann „Mein Vader vos a Dutchman“ sang, es gemeinsam mit dem Chor aufbaute und wieder völlig eskalierte. Dafür erhielt er, noch völlig außer Atem, den dritten stehenden Applaus des Abends.
Lautstark forderte das Publikum, für den Chor zum vieten Mal mit stehendem Klatschen eine Zugabe, die es natürlich gab. „The Last Shanty“ darf nicht fehlen, „…welch ein Abend…“ fasste Ralf Preuß zuvor die Gemütslage des Chore knapp zusammen, gemeinsam zog man dann beim Singen des letzten Stückes zum Publikum in den Saal.
Vor dem Konzert und in der Pause unterhielt Katja Agena die Gäste im Foyer, die Symbiose „Shanty meets Jazz“ durfte natürlich auch beim Jubiläum nicht fehlen. Der Chor machte später Werbung für ihr Konzert „Bollmann und ich“ am Sonntagabend in der Inselkirche. Im Foyer wurde auch anschließend noch kräftig gefeiert, die Musik kam diesmal „vom Band“, DJ Stefan legte auf. Für die Bewirtung sorgte ein Team der Kultursparte des TSV Langeoog, die sich für die Weihnachtsbeleuchtung auf der Insel engagiert und für die de Flinthörners einen leuchtenden Stern als Dank zur Verfügung stellten und Spenden sammelten. Auch die Schippratz schlossen sich an und stellten die angebotene Gage komplett für den Zweck zur Verfügung.