Siggi kehrte virtuell auf die Flinthörners-Bühne zurück

Siggi kehrte virtuell auf die Flinthörners-Bühne zurück

Mit einem mitreißenden Abend mit Shanties, Swing und Jazz haben sich der Langeooger Shantychor De Flinthörners und Sängerin Katja Agena aus der Winterpause zurückgemeldet und das Kulturprogramm 2022 der Insel eindrucksvoll mit einem Benefizkonzert zu Gunsten von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine eröffnet. Bei den Akteuren auf der Bühne und dem Publikum konnte man gleichermaßen die Begeisterung spüren, dass es nun wieder richtig losgeht.

Die letzte richtige Premiere lag drei Jahre zurück, 2020 hatte es keine Konzerte gegeben, im Vorjahr nur mit eingeschränkter Zuschauerzahl und irgendwie mit angezogener Handbremse. Die wurde jetzt von Beginn an endlich gelöst, Chor und Solisten waren – um es mit einem Asterix-Zitat zu beschreiben – „wie entfesselt“. Das Programm hatte zwar in den Proben schon technisch gut geklappt, jetzt wurde es mit großer Spielfreude und Leidenschaft präsentiert. Erfreulich ist die „Personalentwicklung“ an Bord: Auch in diesem Jahr haben wieder neue Mitglieder bei den Flinthörners angeheuert, so dass seit Beginn der Pandemie fünf neue Shantyman zum Chor gestossen sind.

Zum Auftakt gab es den seit der Coronapandemie weltweit bekanntesten Shanty. Ralf Preuß sang, als sich der Vorhang nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Raimund Buß und Bürgermeisterin Heike Horn öffnete, den „Wellerman“, der durch ein TikTok-Video von Nathan Evans bekannt geworden war. Ralf Preuß brachte zudem später den Shouter „Cape Cod Girls“ und das beliebte „Five o Clock in the Morning“ wieder in Programm ein.

Heike Horn hatte sich vorher überzeugt gezeigt, dass Langeoog den besten Shantychor der sieben ostfriesischen Inseln habe. Das sage sie nicht nur, weil sie Bürgermeisterin der Insel sei, sondern „weil es so ist!“. Der „begnadeten Chorleiterin“ Puppa Peters dankte sie für ihre Arbeit mit einem Geschenk und stellte auch schon Katja Agena vor, die später wieder die Shantypause mit Musik füllen sollte.

Es folgte ein vielseitiges Programm ohne Längen, dass von Torsten Meyer kurzweilig moderiert wurde. Gerrit Agena hatte als Solist gleich zwei der neuen Stücke im Repertoire übernommen, In „Here’s a Health to the Men“ und „Hard Times“ geht es um das harte Leben an Bord früher und auch heute noch. Auch sein Lied „Rio Grande“ war eigentlich neu, es handelte sich um die englische Fassung eines deutschen Klassikers des Chores, der immer mit Siggi Maurischat verknüpft bleiben wird.

Der ehemalige Shantyman stand beim nächsten Stück dann plötzlich in Lebensgröße virtuell als Pirat auf der Bühne neben Torsten Meyer, der mit Witz musikalisch beschrieb, warum es nicht immer Spaß und Spiel ist, wenn man ein Pirat ist. Siggi machte die möglichen „Verluste“ bildlich deutlich. „Sailing Home“ und das spanische „La bella Lola“ waren weitere Stücke des Moderators.

Sein schauspielerisches Talent und seine Liebe zu Seemannsliedern vereinte Sepp Enenkel, als er über die Fahrten an Bord der ROSABELLA berichtete und sich eindrucksvoll als neues Gesicht des legendären „Auf der Reeperbahn“ einführte, dessen Geschichte im Chor mit unterschiedlichen Interpreten so alt ist wie der Chor selbst.

Am Ende der ersten Hälfte erinnerte der Chor mit einem Potpourri an das Todesjahr der Wahllangeoogerin Lale Andersen vor 50 Jahren. Als „Lili Marleen“ in drei Sprachen angestimmt wurde, kam Katja Agena auf die Bühne, sang mit und übernahm die französische Strophe. Sie blieb dann gleich am Mikrofon und ermöglichte, wie im Vorjahr, mit ihrer Musik dem Chor eine kurze Pause. Einmal mehr begeisterte sie das Publikum, hinter der Bühne registrierte der Chor am tosenden Applaus, dass sie die Latte für die zweite Hälfte sehr hoch gelegt hatte. Katja Agena hatte noch einmal „Lili Marleen“ gesungen, diesmal mit der originalen und kaum bekannten Melodie von Rudolf Zink. Außerdem hatte sie von Liza Minelli „Mein Herr“ und von Maite Kelly „ich bin die Frau meines Lebens“ vorbereitet. Zudem trug sie zwei Gedichte vor, eines aus einer Langeooger Facebook-Gruppe und von Mana Harry, warum Kompassnadeln nach Norden zeigen.

Von Sonnys Träumen, der sich, auf einem Bauernhof lebend, nach dem Meer sehnt und doch weiß, dass er die Bitte der Mutter zu bleiben und nicht dem Vater zu folgen, erfüllen wird, erzählte Peer Agena in der zweiten Hälfte ebenso, wie zuvor von den Schmugglern von Langeoog. Klaus Kremer sang mit „John Kanaka“ ebenfalls einen Shantyklassiker des Chores in ganz neuem Arrangement. Zuvor hatte er zudem „South Australia“ und den berühmten „Wild Rover“ gesungen.

Ein weiterer Höhepunkt war dann die erfolgreiche Feuertaufe eines neuen Solisten: Dirk Heutelbeck hatte den Shanty „Unmooring“ in ein neues mitreißendes Stück verwandelt und wurde zurecht vom Publikum gefeiert. Er ist am Donnerstag, 14. April, mit einem Soloprogramm mit Rock und Pop im HdI zu hören und wird sich selber am Flügel begleiten.

Als Zugabe gab es natürlich den legendären Last Shanty von Ralf Preuß, ohne den ein Shantyabend mit den Flinthörners gar nicht mehr denkbar ist. Publikum und Chor waren am Ende rundum glücklich über einen gelungenen Auftakt ins Chorjahr 2022. Das lag sicher auch daran, dass das Publikum mit großzügigen Spenden das Versprechen des Chores, alle Eintrittsgelder für den guten Zweck zur Verfügung zu stellen, massiv unterstützt hat. So kamen fast 3.000 Euro zusammen, die noch auf die runde Summe aufgerundet wurde.

 

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